Nebenwirkungen

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Welche sind häufige unerwünschte Wirkungen?

Leichte Nebenwirkungen treten bei über der Hälfte der mit Kortison behandelten Patienten auf. Diese sind vor allem:

  • Magen- Darm- Beschwerden
  • sogenannte vegetativ- nervöse Beschwerden, wie z.B. Schlaflosigkeit oder Herzklopfen.

Schwere Nebenwirkungen treten in ca. 1 von 100 Fällen auf. Die Studien zur Kortisontherapie berichten meistens wenig ausführlich und teilweise auch gar nicht über die Häufigkeit und das Ausmaß von Nebenwirkungen. Elf Studien[25][26][5][27] zur hochdosierten Behandlung von MS oder akuter Sehnerventzündung berichten z.B. über die Nebenwirkungen der hochdosierten, kurzzeitigen Kortisontherapie. Bei mehr als 500 behandelten Patienten wird von sechs schweren Nebenwirkungen berichtet, dabei handelt es sich um:

  • drei schwere psychische Erkrankungen, sog. Psychosen (unter anderem schwere Depressionen)[28][26][3]
  • eine Bauchspeicheldrüsenentzündung[3]
  • eine Schleimhautentzündung des Dünndarms[28]
  • ein Krampfanfall[28]

Bei anderen Erkrankungen konnten selten weitere schwere Nebenwirkungen beobachtet werden, wenn Patienten hochdosiert Kortison einnahmen:

  • allergische Reaktionen
  • Thrombose (Blutgerinnselbildung)
  • als mögliche Folge der hochdosierten Kortisontherapie wurden ebenfalls Schädigungen des Oberschenkelkopfes protokolliert.[29]

Es gibt jedoch keine Studien zur Schubtherapie bei MS, die über solche Nebenwirkungen berichten. Die Studien von Sellebjerg[5][27] zur oralen hochdosierten Therapie der MS und der Sehnerventzündung berichten ausführlicher als andere Studien auch über weniger schwere Nebenwirkungen. Diese Ergebnisse werden daher hier exemplarisch angeführt. Bei den insgesamt 56 Patienten in den Kortisongruppen und 55 Patienten in den Placebogruppen traten folgende Nebenwirkungen auf:

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Abb. 2: Anzahl der Nebenwirkungen in den Studien 41 und 42 [5][27]

Die in der obigen Abbildung aufgeführten Nebenwirkungen traten deutlich häufiger in den Kortison- als in den Placebogruppen auf. Des Weiteren traten noch Herzklopfen, Wassereinlagerungen, Muskelschmerzen, Gewichtszunahme und ein unangenehmer metallischer Geschmack im Mund auf. Die Häufigkeiten dieser Nebenwirkungen unterschieden sich nicht signifikant von denen in den Placebogruppen. Da bei einem Patienten auch mehrere Nebenwirkungen auftreten können, lässt sich nicht errechnen, bei wie vielen Patienten keine Nebenwirkungen auftraten.

Neben den erwähnten unerwünschten Wirkungen wird ein negativer Einfluss auf die Gedächnisfunktion diskutiert.[21] Da bei den oben angeführten Studien nur kurzzeitige Kortisongaben untersucht wurden, kam es nicht zu den klassischen Nebenwirkungen einer Langzeittherapie wie Bluthochdruck, Wasser- und Fetteinlagerungen, Diabetes, grünem Star usw. Diese treten auch bei wiederholter Anwendung der kurzzeitigen Therapie kaum auf.[29] Die Frage, ob es durch die wiederholten Stoßtherapien und einer damit einhergehenden Immunschwächung zu Langzeitnebenwirkungen bzw. zum verstärkten Auftreten anderer Erkrankungen kommt, kann anhand der vorliegenden Studien nicht beantwortet werden.