Was ist Natalizumab?

Natalizumab ist ein gentechnisch hergestellter, humanisierter Antikörper. Es handelt sich hierbei um sogenannte monoklonale Antikörper, das heißt, sie entstammen einer ("mono") gemeinsamen Zelllinie (sogenannte Zellklone). Diese Zellklone gehen aus einer Urspungszelle hervor. Sie haben die Fähigkeit, sich an eine spezielle Stelle der Außenhülle anderer Zellen zu binden und diese dadurch zu aktivieren oder auch zu zerstören. Bei Natalizumab kommt nur eine wichtige Bindungsstelle von Mäusen, gentechnisch, d.h. ein Großteil ist identisch mit menschlichen (humanisierten) Antikörpern.



Wie wirkt Natalizumab?

Natalizumab ist ein Antirköper, der sich an weiße Blutkörperchen (Leukozyten) bindet, die an MS-bedingten Entzündungsprozessen beteiligt sind.
Natalizumab blockiert eine Bindungsstelle auf Lymphozyten, eine Untergruppe der Leukozyten. Diese Bindungsstelle ist wichtig, um die Zellen durch Blutgefäßwände ins Gehirn wandern zu lassen. Mit angelagerten Antikörpern können diese Leukozyten nicht bis ins Gehirn vordringen. Damit kann Natalizumab die Entzündungsreaktion im Gehirn drosseln.
Entzündungsprozesse bei MS, die zu Schüben und zunehmender Beeinträchtigung führen, sollen auf diese Weise verringert bzw. verhindert werden. Andererseits blockiert Natalizumab auch die Infektabwehr durch diese Immunzellen im Gehirn.



Für wen ist Natalizumab zugelassen?

Seit Sommer 2006 ist Natalizumab in Deutschland von der europäischen Zulassungsbehörde (EMA) „zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit hochaktiver schubförmig remittierend verlaufender Multipler Sklerose“ zugelassen. Für genauere Informationen siehe weiter unten im Kapitel „Welche Zulassungsstudien wurden durchgeführt?“.




Wie wird Natalizumab verabreicht?

Natalizumab sollte nur in Zentren mit Erfahrung in der Gabe von Antikörpertherapien und mit der Möglichkeit einer sofortigen Notfallversorgung gegeben werden.
Es wird einmal im Monat als 300 mg (15 ml) Konzentrat in 100 ml Kochsalzlösung verdünnt und dann über ca. 60 Minuten als Kurzinfusion gegeben.

Hier sehen Sie ein Foto des Infusionsfläschchens (links) sowie der Medikamentenpackung (rechts) von Tysabri®.



Bildquelle:http://www.pharmafile.com/news/176760/biogen-and-elan-file-tysabri-first-line-use-ms