Tumor-Nekrose-Faktor-Gegenspieler (TNF-Antagonisten)

TNF stellt eine wichtige Entzündungssubstanz bei der Entstehung der MS dar, aber möglicherweise auch einen Faktor, der entzündungsbegrenzend wirkt. Eine Phase-2-Studie mit 168 Patienten zeigte mehr und schwerere Schübe unter Therapie mit einem TNF-Antikörper. Dabei war erstaunlicherweise das MRT gegenüber der Placebogruppe nicht verändert.

Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Vorsicht geboten ist, wenn vom Kernspinbild auf die Wirksamkeit einer MS-Therapie geschlossen werden soll.

Linomid

Linomid ist ein so genanntes Immunsuppressivum. Nachdem zwei kleinere Studien positive Ergebnisse gezeigt hatten, wurde eine große Studie begonnen. Diese musste aufgrund schwerer Nebenwirkungen (Gefäßentzündungen des Herzens) abgebrochen werden. Laquinimod ist eine Weiterentwicklung dieses Medikamentes, das diese Nebenwirkung nicht zu haben scheint.

Bei schweren Nebenwirkungen kann auch eine wirksame Substanz nicht mehr weiterentwickelt werden.

Sulfasalazin

Sulfasalazin ist ein in der Rheumatologie seit langem eingesetztes Medikament. Es wirkt entzündungshemmend. In einer großen Studie zeigte sich nach 18 Monaten eine Wirksamkeit bezüglich der Schubrate, der Zunahme der Beeinträchtigung und auf einige Kernspinparameter. Dieser Effekt war nach drei Jahren nicht mehr nachweisbar.

Diese Studie zeigt, wie wichtig es ist, eine MS-Therapie über längere Zeit zu untersuchen, da möglicherweise anfängliche Wirkungen nach einigen Jahren nicht mehr nachweisbar sind.

Desoxypergualin (DSG)

DSG ist ein starkes Immunsuppressivum, das bei Transplantationen eingesetzt wird. In einer europäischen Studie konnte es die Beeinträchtigungszunahme nicht aufhalten.

Diese Studie wurde nie veröffentlicht.

Impfung mit Myelin

In der Vergangenheit erfolgten verschiedene Untersuchungen mit der Gabe von Myelin (Glossar) als Kapsel. Dieser Verabreichungsart liegt die Vorstellung zugrunde, dass die Gabe einer Substanz über den Magen-Darm-Trakt eine Toleranz gegenüber dem Myelin, ähnlich der Hyposensibilisierung bei Allergien, hervorrufen kann. Der Wirkmechanismus ist dem des Copaxone ® vergleichbar (Siehe Copaxone). Eine große Studie konnte keinen Effekt der Myelintherapie nachweisen. Auch diese Studie wurde bislang nicht publiziert. Möglicherweise war die Dosierung des Medikaments zu gering.

Mit Myelin und Copaxone® liegen zwei Substanzen vor, mit denen das eigene Abwehrsystem lernen soll, Myelin zu tolerieren. Zahlreiche methodische Probleme, wie die angemessene Dosierung und die Verabreichungsart sind nicht ausreichend untersucht, um Aussagen über die Wirksamkeit von Myelin treffen zu können.

Veränderte Peptidliganden

Diese Eiweiße (oder: Peptide) setzen sich an die Bindungsstellen von bestimmten Entzündungszellen, den so genannten T-Lymphozyten, und verändern die Aktivität der Zellen. Bislang gab es hier in kleineren Studien widersprüchliche Ergebnisse.

Beeinflussung der Kostimulation von Entzündungszellen

Kostimulatoren sind Bindungsstellen auf Entzündungszellen, die neben der Hauptbindung zusätzlich für eine effektive Aktivierung besetzt werden müssen. Gegenwärtig wird in einer großen Studie geprüft, ob Antikörper gegen das so genannte CTLA4-Molekül den Verlauf der MS positiv beeinflussen. Studien mit Antikörpern gegen ein anderes Molekül, CD40L, wurden kürzlich aufgrund von schwerwiegenden Nebenwirkungen abgebrochen.

Enzymtherapie

Ein RCT (Glossar) zur Therapie mit Phlogenzym ® (sechs Tabl. täglich) wurde bei 289 Patienten mit schubförmiger MS (z.T. auch mit Progression) über zwei Jahre durchgeführt.[1] Unter Phlogenzym hatten 64 von 145 (44%) Patienten keine Schübe im Laufe der Studie, unter Placebo 55 von 144 (38%) Patienten. Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant. Im EDSS fand sich eine Zunahme der Beeinträchtigung bei 40 Patienten unter Phlogenzym® (28%) und bei 38 Patienten (26%) unter Placebo. Auch dieser Unterschied war nicht signifikant. Da insgesamt der Beeinträchtigungsgrad gering war und auch nur ein geringer Teil der Patienten eine Beeinträchtigungszunahme hatte, könnte dies das negative Ergebnis der Studie erklären.

Einzelnachweise

  1. ↑ Baumhackl U et al. A randomized, double-blind, placebo-controlled study of oral hydrolytic enzymes in relapsing multiple sclerosis. Mult Scler 2005; 11(2):166-8.