Welche Nebenwirkungen hat Azathioprin?

Grundsätzlich ist wichtig zu wissen, dass Nebenwirkungen in Studien nicht nur bei den Patienten auftreten, die ein neues Medikament erhalten, sondern auch in der Studiengruppe mit einem bekannten Medikament oder Placebo (siehe "Allgemeines zu Wirkungen und Nebenwirkungen von MS-Medikamenten").

Häufige Nebenwirkungen
Magen-Darm-Störungen und allergische Hautreaktionen sind die häufigsten Nebenwirkungen unter Azathioprin. Das vermehrte Auftreten von Infekten oder Krebserkrankungen ist in den Azathioprin-Studien bei MS nicht belegt. Aufgrund des langen Einsatzes von Azathioprin gibt es zahlreiche Untersuchungen zu akuten wie auch Langzeitnebenwirkungen. Dabei gilt es, auch die Befunde bei anderen, insbesondere rheumatologischen Krankheitsbildern zu berücksichtigen. Allerdings kann sich eine andere Grunderkrankung auch anders auf Nebenwirkungen auswirken.
Die Tabelle zeigt Nebenwirkungen aus einer Metaanalyse[66], in der aus vier Studien Daten von insgesamt 658 Patienten zu Nebenwirkungen errechnet werden konnten.



*Bei diesen Nebenwirkungen war der Unterschied zwischen der Azathioprin- und der Placebo-Gruppe nicht statistisch signifikant.


Magen-Darmbeschwerden
Magen-Darmbeschwerden können in Form von Übelkeit, Magenschmerzen, Krämpfen und Durchfällen auftreten. Aus der Metaanalyse lässt sich die Häufigkeit abschätzen: 8% der Patienten hatten durch die Einnahme von Azathioprin im ersten Therapiejahr Magen-Darm-Beschwerden, aber auch 2% derjenigen, die ein Placebo bekamen.

Allergische Hautreaktionen
7% der Patienten hatten im ersten Jahr der Therapie Hautreaktionen. Dabei waren 5% der Azathioprin-Gruppe betroffen, während 2% der Patienten in der Placebo-Gruppe waren.

Infekte
Insgesamt hatten 8 von 100 Patienten im ersten Therapiejahr virale oder bakterielle Infekte. 2% sind auf die Azathioprin-Gabe zurückzuführen.

Verminderung von Blutzellen
Nur in einer der Studien musste die Therapie bei 4 von 174 Patienten (2%) wegen anhaltender Verminderung weißer Blutzellen (Leukozyten) abgebrochen werden. 
Auch eine Blutarmut (Anämie) trat häufiger unter Azathioprin auf: Bei 3 von 100 Patienten in der Azathioprin- und bei <1 von 100 Patienten in der Placebo-Gruppe zeigte sich eine Verminderung der roten Blutbestandteile. 
In einer Studie war eine Anämie der Grund für 3 Therapieabbrüche.

Leberwerterhöhungen
Bei 8 von 100 Patienten zeigten Blutbildkontrollen erhöhte Leberwerte. Davon sind 7 auf Azathioprin zurückzuführen, 1 Patient erhielt ein Placebo. 

Welche neuen Nebenwirkungen wurden nach Abschluss der Zulassungsstudien berichtet?
Patienten aus einer der Azathioprin-Studien wurden 15 Jahre weiterverfolgt.Hier fand sich keine erhöhte Krebsrate durch eine Azathioprin-Therapie, die drei Jahre lang währte. Registerdaten über 10 Jahre Therapie und aus anderen Behandlungszusammenhängen zeigen, dass ab einer Gesamtdosis von 600g nach ca. 9 bis 10 Jahren Therapie das Krebserkrankungsrisiko möglicherweise erhöht ist. Bezogen auf den Zeitraum bis zu 10 Jahren Therapie ließ sich keine Erhöhung des Krebsrisikos nachweisen.