Was passiert im Nervensystem?

Was ist im Nervensystem betroffen?

MS ist eine Erkrankung des so genannten Zentralnervensystems. Das heißt Nervenzellen, deren Verbindungen (so genannte Axone) und deren Isolierschichten (das sogenannte Myelin) sind betroffen. Das Myelin wird durch spezielle Zellen, die Oligodendrozyten, gebildet (siehe Abb. die Nevenzelle). Die Schädigung betrifft nur Nerven im Gehirn und im Rückenmark. Die Nerven im übrigen Körper, z.B. an Armen und Beinen sind nicht betroffen, sehr wohl aber deren übergeordnete Nerven im Gehirn.

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Hier sehen Sie den grundsätzlichen Aufbau des Nervensystems: 



Welche Mechanismen wirken bei MS?

Bei MS wirken entzündliche Faktoren und Abbauprozesse („degenerative Prozesse“) in unterschiedlichem Ausmaß. Nach wie vor ist nicht klar, ob immer ein entzündlicher Auslöser entscheidend für die Entwicklung einer MS ist. Dazu kommen Folgereaktionen des Hirnstützgewebes, der so genannten Astrozyten, welche die Vernarbungen, die „Sklerose“, hervorrufen (siehe Abb. unten: "Mechanismen der MS").

Wichtig im Prozess der Erkrankung sind Angriffe von Entzündungszellen. Hier wird den so genannten T-Lymphozyten eine Schlüsselrolle zugesprochen. Aber auch Antikörper-produzierende Zellen, die so genannten B-Lymphozyten scheinen eine Rolle zu spielen. Als Folge dieser Attacken kommt es zum einen zum Nervenzelluntergang, zum anderen zu Umbauvorgängen in nicht komplett zerstörten Nervenzellen und deren Isolierschicht. Die Fresszellen, sogenannte Makrophagen, sind für den Abbau geschädigter Nervenzellhüllen zuständig. 

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Als Vergleich kann ein altes Stromkabel oder die Fahrradbeleuchtung benutzt werden: Oft ist die Isolierung nicht mehr 100% intakt, dann flackert das Licht, z.B. bei hoher Luftfeuchtigkeit und Wärme. Auch Umwicklungen mit Isolierband (unvollständige Reparatur) können das Problem nicht vollständig beheben.

Gibt es MS-Subtypen?

Wissenschaftler diskutieren hierzu verschiedene Konzepte. Ein Konzept geht davon aus, dass vier Untertypen der MS unterschieden werden können:

  1. ein T-Lymphozyten-vermittelter Typ,
  2. ein Antikörper-vermittelter Subtyp,
  3. ein Subtyp bei dem zuerst die Myelinschicht geschädigt ist und erst in der Folge Entzündungen auftreten und
  4. ein vierter Subtyp bei dem die Myelin-produzierenden Zellen untergehen und kaum Entzündung auftritt.

Diese Klassifikation ist aber wissenschaftlich umstritten. Da die Annahmen auf einer relativ kleinen Gruppe von ca. 300 Patienten beruhen, bei denen Hirnproben entnommen wurden bzw. die gestorben sind, steht vor allem die Frage im Raum, ob diese Befunde repräsentativ für die Gesamtgruppe der MS-Betroffenen sein können.