Wie kann Multiple Sklerose behandelt werden?

Im folgenden Kapitel geht es um die Behandlung der MS. Die Unterteilung erfolgt in sogenannte ursächliche Therapien bzw. Immuntherapien und symptomatische Therapien (d.h. beschwerdeorientiert). Unter der Vorstellung, dass es sich bei der MS vor allem um eine Erkrankung des Immunsystems handelt, wurde die Immuntherapie entwickelt. Sie zielt darauf ab, Immunreaktionen teilweise zu unterdrücken. Bei einer milden Unterdrückung spricht man von Immunmodulation, ist sie gravierender, handelt es sich um eine Immunsuppression.

Bei den MS-Immuntherapien ist wichtig zu wissen, dass sie vor neuen Schüben und Zunahme der Beeinträchtigung schützen sollen, aber bereits bestehende Einschränkungen nicht lindern können.

Allerdings hat die MS auch eine so genannte degenerative Komponente, bei der Nervengewebe zerstört wird. Dagegen wirkt eine Immuntherapie nicht. Diese Degeneration ist vor allem in späteren Krankheitsstadien bedeutsam. "Reparatur-orientierte" oder "Nerven-schützende" Therapien gibt es bisher nur im Entwicklungsstadium.

Die Immuntherapie lässt sich in die Behandlung von Schüben der MS einerseits und die Dauertherapie andererseits unterteilen. In der Dauertherapie wird von einer Behandlung über Jahre ausgegangen. Einige Untersuchungen haben Patienten bis zu 20 Jahren unter Therapie verfolgt. Ob auch eine Therapie alleine in aktiven Phasen der Erkrankung sinnvoll ist, wie es bei anderen chronischen Erkrankungen untersucht wurde, ist nicht geklärt.

Die folgende Grafik zeigt mögliche therapeutische Ansätze.


Unter der Vorstellung, dass eine Therapie mit einem mäßig wirksamen, aber auch risikoärmeren, Medikament beginnt und nur bei "Nicht-Ansprechen" zu einem stärkeren Medikament übergegangen würde, entstand das Konzept von der Basis- und der Eskalationstherapie.
Problematisch ist dabei, dass nur wenige Medikamente als Eskalationstherapie, also als Medikament nach Versagen einer Basistherapie, geprüft wurden. Auch besteht nach wie vor keine Einigkeit darüber, wann von einem Therapieversagen auszugehen ist. Bei anderen chronischen Erkrankungen gibt es demgegenüber die Idee der "Induktionstherapie".

Bislang wurden die Medikamente vor allem bei Patienten mit schubförmiger MS und geringer bis mäßiger Beeinträchtigung geprüft. Nur für diese Patienten besteht eine Zulassung der Medikamente. Für einige wenige Medikamente existieren größere Studien bei anderen Verlaufsformen der MS, die keine Wirksamkeit zeigen. Für viele Medikamente liegen diese Daten nicht vor.

Die nachfolgende Grafik zeigt, welche medikamentösen Therapien für die verschiedenen Verlaufsformen der MS bestehen. In den folgenden Kapiteln können Sie mehr zu den einzelnen Medikamenten erfahren.