Worauf muss bei der Therapie mit Cladribin geachtet werden?

Unter welchen Umständen sollte Cladribin nicht eingenommen werden?
Cladribin sollte nicht eingenommen werden bei

  • einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff.
  • akuten Infektionen.
  • chronischen Infektionen wie HIV, Hepatitis-B oder -C (HBV und HCV) oder Tuberkulose.
  • einer Immunschwäche oder einer Therapie mit einem Medikament, welches das Immunsystem verändert bzw. unterdrückt.
  • aktiven Krebserkrankungen.
  • einer mittelschweren oder schweren Einschränkung der Nieren- oder Leberfunktion.
  • Schwangerschaft oder in der Stillzeit.
  • Fruktoseintoleranz, da die Tablette Sorbitol enthält.

Welche Sicherheitsabstände müssen eingehalten werden?
Bei Patienten, die bereits eine Therapie erhalten haben, die das Immunsystem beeinflusst oder hemmt, müssen Sicherheitsabstände vor Umstellung auf Cladribin eingehalten werden. Diese richten sich nach der Wirkdauer der Medikamente. Die Wartezeit beträgt nach der Behandlung mit ...

  • Fingolimod und Teriflunomid (nach Auswaschung!) mindestens 4 Wochen.
  • Natalizumab und Daclizumab mindestens 6 – 8 Wochen.
  • Azathioprin, Ciclosporin A, Cyclophosphamid, Methotrexat und Mitoxantron mindestens 3 Monate.
  • Alemtuzumab, Ocrelizumab und Rituximab mindestens 6 – 12 Monate.

Bei der vorherigen Verwendung von Interferonen, Glatirameracetat oder Dimethylfumarat müssen, solange sich etwaige Blutbildveränderungen normalisiert haben, keine Sicherheitsabstände eingehalten werden.

Worauf ist bei Therapiebeginn zu achten?
Weil Cladribin das Immunsystem hemmt, sollten vor Therapiebeginn alle Standardimpfungen durchgeführt werden, die die STIKO (Ständige Impfkommission) für Menschen empfiehlt, deren Immunsystem teilweise blockiert werden soll.

Falls der Antikörperschutz gegen Windpocken (VZV) im Blut nicht ausreicht, sollte vor Beginn der Therapie eine Impfung erfolgen. Die Therapie mit Cladribin-Tabletten sollte erst nach erfolgreicher Impfung, frühestens nach 4 – 6 Wochen begonnen werden.

Was muss während der Therapie kontrolliert werden?
Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) empfiehlt:

Kontrolle der Leuko- und Lymphozytenzahl
Vor Beginn einer Therapie mit Cladribin muss ein großes Blutbild, das heißt die Bestimmung der Anzahl aller Blutzellen, erfolgen. Damit man mit der Einnahme von Cladribin beginnen bzw. diese im zweiten Jahr fortsetzen kann, müssen die Leukozyten und Lymphozyten, die weißen Blutzellen also, über bestimmten Grenzwerten liegen. Ist die Anzahl geringer, kann die Behandlung um bis zu sechs Monate verschoben werden. Sollten die Werte weiter niedrig bleiben, muss die Therapie abgesetzt werden.

Patienten, deren Lymphozytenzahl während der Cladribin-Behandlung unter einen Grenzwert von 500 Zellen/μl sinkt, sind anfälliger für eine Herpes-Infektion. Eine vorbeugende medikamentöse Herpes-Therapie mit Aciclovir-Tabletten sollte ab einem Wert von 200 Zellen/μl eingeleitet werden. Wegen des Risikos anderer Infektionen sollten diese Patienten generell aktiv überwacht und gegebenenfalls behandelt werden. Während der Behandlungsdauer und auch in den Folgejahren wird empfohlen, die Standard-Krebsvorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.