Natalizumab - Häufig gestellte Fragen

Wirkt Natalizumab besser oder schlechter als andere MS-Medikamente?
Die Wirksamkeit von Natalizumab alleine ist nie im Verlgeich zu einem anderen MS-Medikament untersucht worden. Allerdings erfolgte in der SENTINEL-Studie[58] eine zusätzliche Tysabri®-Therapie bei Patienten, die unter Avonex®-Therapie weitere Schübe hatten (siehe weiter oben im Kapitel „Welche Zulassungsstudien wurden durchgeführt?“). Die Kombination Tysabri® + Avonex® war dabei wirksamer als Avonex® alleine. Allerdings traten in dieser Kombination die ersten PML-Fälle auf, sodass die Kombination nie zugelassen wurde.

Wie lange wird behandelt?
Natalizumab wird als Therapie zunächst bis zu 2 Jahre eingesetzt. Eine längere Therapie muss sehr sorgfältig abgewogen werden. Nutzen und Risiko der Einnahme müssen laufend überprüft werden. Ein Abschätzen des Nutzens ist aber oft frühestens nach einem Jahr möglich. Als Hinweise für eine Wirksamkeit werden allgemeine Schubfreiheit und das Fehlen neuer Herde in der MRT angesehen. Deshalb empfiehlt das KKNMS eine Ausgangs-MRT und eine MRT nach 6, 12 und 24 Monaten, um Nutzen und auch mögliche Risiken abzuschätzen. Nach 2 Jahren steigt das PML-Risiko (siehe Grafik weiter oben im Kapitel "Worauf muss bei der Therapie mit Natalizumab geachtet werden?"). Hier sollte die Therapie nur bei Patienten ohne Nachweis einer Antikörperbildung gegen das JC-Virus (sogenannte JCV-Antikörper negative Patienten) bzw. in Ausnahmefällen fortgesetzt werden.

Schwangerschaft und Stillzeit
Natalizumab sollte in Schwangerschaft und Stillzeit nicht gegeben werden. Hinweise auf erhöhte Fehlbildungsraten gibt es bisher nicht. Bei strenger Risiko-Nutzen-Abwägung reicht es, mit dem Absetzen der Therapie bis zum Eintritt der Schwangerschaft zu warten. In Ausnahmefällen kann bei hoher Krankheitsaktivität und fehlenden Therapiealternativen die Behandlung mit Natalizumab in der Schwangerschaft fortgesetzt werden. Um Blutbildveränderungen beim Kind zu verhindern, wird empfohlen, Natalizumab vor der 34. Schwangerschaftswoche abzusetzen. Da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht, sollte unter Natalizumab auch nicht gestillt werden.

Impfungen
Bisher sind keine negativen Effekte auf Impferfolge bekannt. Einige wenige Daten sprechen dafür, dass Standardimpfungen unter Natalizumab wirksam bleiben. Sogenannte Lebendimpfstoffe, bei denen lebendige, aber unschädlich gemachte Erreger verwendet werden, sind möglichst zu vermeiden. Natalizumab-Patienten haben möglicherweise keine ausreichende Abwehr und könnten durch die eigentlich harmlosen Impferreger krank werden.

Infektionen
Grundsätzlich muss Natalizumab beim Auftreten üblicher Infekte nicht abgesetzt werden. Bei schweren oder gehäuften Infekten ist im Einzelfall jedoch ein Absetzen in Erwägung zu ziehen.

Neutralisierende Antikörper
Diese Antikörper können den Effekt von Natalizumab aufheben. Wenn unter einer Natalizumab-Therapie eine verstärkte entzündliche Krankheitsaktivität auftritt, muss neben der PML auch ein Wirkungsverlust durch Antikörper diskutiert werden. Hier sollte die Antikörperbestimmung im Blut erfolgen. Bei Nachweis der Antikörper muss der Befund nach 6 Wochen kontrolliert werden. Wenn diese weiter vorliegen, sollte die Therapie mit Natalizumab beendet werden.

Welche Alternativen bestehen zu Natalizumab?
Natalizumab ist nur eine von verschiedenen zugelassenen MS-Therapien. Eine Übersicht finden Sie auf der Hauptseite. Eine weitere Möglichkeit ist auch, keine Immuntherapie durchzuführen.

Ohne Therapie folgt die MS dem natürlichen Verlauf. Wie dieser aussieht, kann man aus den Daten der Placebo-Gruppe in der Zulassungsstudie abschätzen: Über 2 Jahre blieben in der Placebo-Gruppe 46 von 100 Patienten schubfrei und 71 von 100 ohne Zunahme der Behinderung.