Was ist bei der Einnahme von Ozanimod zu beachten?

Wie wird Ozanimod aingenommen?

Ozanimod wird mit einem Einschleichschema über 7 Tage langsam eindosiert. Täglich wird eine Kapsel eingenommen: Tag 1-3 0,23mg, ab Tag 4 0,46mg. Wenn keien Nebenwirkungen auftreten, kann ab Tag 8 die Erhaltungsdosis von 0,92mg eingenommen werden.
Bestehen keine Herzerkankungen, ist keine Überwachung bei Erstgabe nötig. Bei Patienten mit bekannter Herzfrequenzverlangsamung (medizinisch: Bradykardie), leichten Herzrhythmusstörungen (keine Kontraindikation!) oder früherer Herzbeschwerden sollte Ozanimod unter einmaliger 6-stündiger Überwachung des Herzens begonnen werden. Hierbei werden Blutdruck, Rhythmus und Herzfrequenz stündlich kontrolliert. Nachdem am Ende der 6 Studnen ein weiteres EKG geschrieben wurde, darf der Patient nachhause entlassen werden.



Worauf sollte bei Therapiebeginn geachtet werden?

Weil Ozanimod das Immunsystem hemmt, sollten vor Therapiebeginn alle Standardimpfungen durchgeführt werden, die die STIKO (Ständige Impfkommission) für Menschen empfiehlt, deren Immunsystem teilweise blockiert werden soll. Insbesondere muss überprüft werden, ob eine Immunität gegenüber Windpocken (medizinisch: Varizellen) besteht – ist dies nicht der Fall, muss unbedingt vor Gabe von Ozanimod gegen Varizellen geimpft werden.

Bei Patienten, die bereits eine Therapie erhalten haben, die das Immunsystem beeinflusst oder hemmt, müssen Sicherheitsabstände vor Umstellung auf Ozanimod eingehalten werden. Diese richten sich nach der Wirkdauer der Medikamente.
       Die Wartezeit beträgt nach der Behandlung mit...

  • Teriflunomid (nach Auswaschung!) mindestens 4 Wochen.
  • Natalizumab mindestens 6-8 Wochen.
  • Azathioprin, Ciclosporin A, Cyclophosphamid, Methotrexat und Mitoxantron mindestens 3 Monate.
  • Cladribin mindestens 6 Monate.
  • Alemtuzumab, Ocrelizumab und Rituximab mindestens 6-12 Monate.
  • Bei Interferonen, Glatirameracetat oder Dimethylfumarat müssen, sobald sich etwaige Blutbildveränderungen normalisiert haben, keine Sicherheitsabstände eingehalten werden.
Eine Kurzzeitbehandlung mit Kortikosteroiden (Kortison), z. B. zur Schubtherapie, ist auch während der Behandlung möglich.




Wann sollte Ozanimod nicht eingenommen werden?

Ozanimod sollte nicht eingenommen werden bei

  • einem eingeschränkten Immunsystem
  • bestimmten Herz- und Gefäßerkrankungen (bspw. Herzinfarkt, Schlaganfall, vorübergehende Durchblutungsstörungen des Gehirns, einer Herzschwäche innerhalb der letzten 6 Monate)
  • schweren Herzrhythmusstörungen (Ausnahme: der Patient verfügt über einen funktionsfähigen Herzschrittmacher)
  • aktiven schweren Infektionen (insbesondere Tuberkulose und Hepatitis B und C).
  • aktiven Tumorerkrankungen
  • deutlichen Leberfunktionsstörungen
  • einem Makulaödem (eine Erkrankung des Augenhintergrunds).
  • vorliegender Schwangerschaft oder stillenden Patientinnen.

Bei Patienten mit schwerer Atemwegserkrankung, Lungenfibrose oder chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung sollte Ozanimod nur mit Vorsicht und nach Absprache mit dem behandelnden Lungenfacharzt angewendet werden. Dies ist darin begründet, dass bei der Behandlung mit Ozanimod geringfügige dosisabhängige Verringerungen der Lungenfunktion beobachtet wurden.




Was muss bei der Behandlung mit Ozanimod kontrolliert werden?

         


Verminderung der Lymphozyten

Bei Lymphozytenwerten <200 Zellen/µl Blut sollte das Medikament ausgesetzt werden und anschließend alle 2 Wochen Blutbildkontrollen erfolgen. Das Medikament kann erst wieder eingenommen werden, wenn die Lymphozyten mindestens 500/µl betragen.
Wenn die 2-4-wöchigen Blutbildkontrollen initial unauffällig waren, können sie alle 3-6 Monate erfolgen. Wird aber ein Abfall der Lymphozytenzahlen beobachtet, muss wieder engmaschiger kontrolliert werden.

Diese Empfehlungen sind als Vorsichtsmaßnahme zu werten. Gegenwärtig gibt es keinen Anhalt dafür, dass vorübergehende Erniedrigungen der Anzahl von Leukozyten und Lymphozyten ein Risiko darstellen. Bei einer schweren Infektion ist abzuwägen, die Ozanimod-Therapie zu unterbrechen.


Leberwerterhöhungen

Sollten die Leberwerte stark ansteigen (mind. 5-fach über Normalwert), müssen wöchentliche Kontrollen der Werte GOT, GPT, GGT, AP und Bilirubin durchgeführt werden. Bei einem wiederholten Anstieg über das 5-Fache der Normalwerte sollte Ozanimod abgesetzt werden.


Makulaödem

Bei Patienten mit Diabetes mellitus, Entzündungen am Augenhintergrund (einer so genannten Uveitis) oder Vorerkrankungen der Netzhaut sollte eine augenärztliche Untersuchung vor Therapiebeginn mit Ozanimod stattfinden. Während der Therapie mit Ozanimod sollte nach drei Monaten eine Kontrolluntersuchung der Makula durchgeführt werden. Wobald Sehstörungen auftreten, sollte dies in jedem Fall eine Augenuntersuchung stattfinden. Bei Bestätigung eines Makulaödems ist die Therapie mit Ozanimod abzusetzen.
Vor Beginn der Therapie mit Ozanimod und im Verlauf nach 6 Monaten wird eine hautärztliche Untersuchung empfohlen.




Wie lange wird Ozanimod als Therapie eingesetzt?

Empfehlungen für die Tehrapiedauer gibt es bisher nicht. Die Zulassungsstudie RADIANCE untersuchte Ozanimod über den Zeitraum von 2 Jahren, SUNBEAM über 1 Jahr. 
Nutzen und Risiko der Einnahme müssen stetig überprüft werden. Ein Abschätzen des Nutzens ist oft frühestens nach einem Jahr möglich. Als Hinweise für eine Wirksamkeit werden allgemeine Schubfreiheit und das Fehlen neuer Herde im MRT angesehen. Deshalb ist eine Ausgangs-MRT und anschließend jährlich eine MRT, um Nutzen und auch mögliche Risiken abzuschätzen.