Was ist Glatirameracetat?

Glatirameracetat ist ein künstlich hergestelltes Eiweißgemisch. In seinem Aufbau ähnelt es stark den Bausteinen der Isolierschicht im zentralen Nervensystem, dem sogenannten Myelin.

Erstmals wurde Glatirameracetat in den 60-er Jahren hergestellt. Es besteht aus vier Eiweißstoffen, sogenannten Aminosäuren, aus denen sich auch der Name des Medikaments zusammensetzt: Glutamin, Lysin, Alanin und Tyrosin.
Bei den Untersuchungen mit Copaxone® stellte sich heraus, dass es vor MS schützt. In den Folgejahren war die industrielle Herstellung großer Mengen von Copaxone® für Studien ein Hauptproblem: Zwar kann man das Mengenverhältnis der Eiweißbaustoffe bei der Herstellung des Medikaments festlegen, aber der Prozess der Verknüpfung der Aminosäuren zu langen Ketten (sogenannte Polymere) lässt sich nur begrenzt steuern. Deshalb muss auch jede neu produzierte Menge des Medikaments im Tierversuch erneut auf seine Wirksamkeit überprüft werden.

Wie wirkt Glatirameracetat?

Zur Wirkungsweise von Glatirameracetat bestehen nur Modellvorstellungen, da der genaue Wirkmechanismus noch nicht komplett verstanden ist. Vermutet wird, dass Glatirameracetat wie eine Art Desensibilisierung wirkt, die man auch zur Behandlung von Allergien nutzt. Durch die Konfrontation mit einer dem Myelin ähnlichen Substanz soll das Immunsystem wieder lernen, Myelin zu tolerieren und nicht anzugreifen.

Für wen ist Glatirameracetat zugelassen?

Glatirameracetat 20mg/ml (Copaxone®) ist in Europa seit 2001 zur Behandlung von Erwachsenen mit schubförmig verlaufender Multipler Sklerose zugelassen. Seit 2015 ist Copaxone® auch mit 40mg/ml Konzentration zugelassen. Unter dem Namen Clift® wurde in Europa 2016 ein Nachahmerpräparat von Copaxone® in 20mg/ml Konzentration zugelassen, 2017 folgte Clift® in 40mg/ml Konzentration.
Im Jahr 2009 wurde Glatirameracetat auch zur Behandlung beim klinisch isolierten Syndrom zugelassen. Aus unklaren Gründen wurde die Zulassung jedoch 2018 wieder zurückgezogen.

Wie wird Glatirameracetat verabreicht?

Glatirameracetat existiert als fertige Einmalspritzen in 20mg- oder 40mg-Konzentration. Es wird mithilfe dieser Fertigspritzen ins Unterhautfettgewebe gespritzt, also subkutan. Die Fertigspritzen gibt es als 20mg/ml (Einnahme täglich) und 40mg/ml (Einnahme dreimal wöchentlich) Konzentration. Folglich werden entweder 20mg täglich ins Unterhautfettgewebe gespritzt oder 40mg dreimal pro Woche. Ob man die tägliche, niedriger dosierte Spritze oder die dreimal wöchentliche, höher dosierte Spritze verwendet, hat keinen Einfluss auf den Therapieerfolg und kann nach persönlichem Belieben gemeinsam mit dem Arzt entschieden werden.
Die Einleitung der Therapie sollte von einem Neurologen überwacht werden.

Auf dem Foto sehen Sie beispielhaft eine Medikamentenpackung sowie eine Einmalspritze von Copaxone®. 



Bildquelle: https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/copaxone-als-pen-ohne-ausloeseknopf-aber-mit-neuem-logo-multiple-sklerose/