Wie wirksam ist Fingolimod bei schubförmiger MS?

Im Glossar finden Sie unter „Allgemeines zu Wirkungen und Nebenwirkungen von MS-Medikamenten“ eine allgemeine Einführung in die Thematik, welche Ihnen helfen kann, die nachfolgenden Informationen zur Wirkung von Teriflunomid besser zu verstehen.

Die folgenden Daten stammen aus den Ergebnissen der Zulassungsstudie FREEDOMS[54] (für mehr Informationen siehe weiter oben im Kapitel „Welche Zulassungsstudien wurden für Fingolimod durchgeführt?“).

1. Wirkung auf die Schubfreiheit
Die Grafik am Kapitelanfang zeigt, wie viele Patienten nach zwei Jahren Therapie mit Fingolimod bzw. Einnahme von Placebos noch schubfrei waren. Daraus kann man den absoluten Nutzen (absolute Risikoreduktion) und den relativen Nutzen (relative Risikoreduktion) berechnen.

Hier wird die Anzahl der Patienten mit Schüben beschrieben. Um Studienergebnisse mit unterschiedlichen Teilnehmerzahlen besser vergleichen zu können, werden die Ergebnisse bezogen auf 100 Patienten dargestellt:

Der tatsächliche Therapieeffekt zeigt sich, wenn man die Anzahl von Patienten mit Schüben unter Teriflunomid (30) von denen mit Schüben unter Placebo (54) abzieht. Hier profitieren 54 – 30, also 24 von 100 Patienten von der Therapie. Das entspricht dem absoluten Nutzen (oder auch der absoluten Risikoreduktion).

  • 24 von 100 Patienten haben einen Nutzen von der Therapie.
  • 30 von 100 Patienten profitieren nicht von der Therapie, da sie trotz der Einnahme von Fingolimod einen Schub hatten.
  • 46 von 100 Patienten profitieren nicht, da sie auch ohne Fingolimod schubfrei geblieben sind.

2. Wirkung auf die Anzahl der Schübe pro Jahr
Die jährliche Schubrate zeigt, wie viele Schübe durchschnittlich pro Jahr pro Patient auftraten. Sie lag in der Placebo-Gruppe bei 0,4 Schüben gegenüber 0,18 in der Fingolimod-Gruppe. Etwas verständlicher ausgedrückt: Die Patienten in der Placebo-Gruppe haben im Durchschnitt alle 2,5 Jahre einen Schub, die Patienten in der Fingolimod-Gruppe nur alle 5 Jahre.

3. Wirkung auf die Zunahme der Behinderung
Die Zunahme der Behinderung wurde in der oben beschriebenen Zulassungsstudie mit Hilfe des EDSS gemessen, einer Behinderungsskala von 0 bis 10 (wobei 0 keiner Behinderung entspricht)Die Grafik am Kapitelanfang zeigt, wie viele Patienten nach einer zweijährigen Therapie mit Fingolimod bzw. zweijähriger Einnahme von Placebos keine Bestätigung der Zunahme der Behinderung hatten. Dargestellt sind wieder der absolute Nutzen (absolute Risikoreduktion) und der relative Nutzen (relative Risikoreduktion).

Im Glossar finden Sie Angaben zum Nutzen von Medikamenten bei anderen Erkrankungen. So bekommen Sie einen Eindruck davon, wie groß die Therapieeffekte bei MS im Vergleich zu denen bei anderen Krankheiten sind. 

Im Folgenden wird die Entwicklung der Behinderung in zwei Jahren beschrieben, jeweils bezogen auf 100 Patienten:

  • 18 von 100 Patienten haben trotz der Fingolimod-Therapie eine Zunahme der Behinderung.
  • 76 von 100 Patienten profitieren nicht von der Therapie, sie haben unabhängig von der Therapie keine Zunahme der Behinderung.
  • 6 von 100 Patienten haben durch die Einnahme von Fingolimod keine Zunahme der Behinderung.

Der tatsächliche Therapieeffekt zeigt sich, wenn man die Anzahl von Patienten mit einer Behinderungszunahme unter Fingolimod (18) von denen mit Placebo (24) abzieht. Hier profitieren 24 - 18, also 6 von 100 Patienten von der Therapie.

4. Wirkung auf die MRT/das Kernspin in zwei Jahren
In der MRT treten Kontrastmittelanreicherungen und sogenannte T2-Herde auf, die als Ausdruck der Entzündung bei MS betrachtet werden. Dabei können Herde größer werden oder ganz neu auftreten.

21% der Patienten in der Placebo-Gruppe und 51% in der Fingolimod-Gruppe waren über die Studiendauer frei von neuen oder vergrößerten T2-Herden.

65% der Patienten in der Placebo-Gruppe und 90% in der Fingolimod-Gruppe hatten über die Studiendauer keine Herde mit Kontrastmittelanreicherungen.

Da Kontrastmittelanreicherungen nur eine Momentaufnahme sind, stellen wir nur die Entwicklung der T2-Herde im Querschnitt eines Gehirns grafisch dar. Dargestellt ist die Anzahl von 100 Patienten ohne bzw. mit neuen oder vergrößerten Herden. 

Im Glossar finden Sie Daten zu dem Anteil der Patienten, bei denen es über 2 Jahre keine Anzeichen einer Krankheitsaktivität gab (NEDA - no evidence of disease activity).





Zulassungsstudien

Die Wirkung von Fingolimod auf die Schubrate und die Zunahme der Behinderung wurde in der Zulassungsstudie FREEDOMS[54] (FTY720 Research Evaluating Effects of Daily Oral Therapy in Multiple Sclerosis) von Kappos et al. 2010 geprüft. Insgesamt wurden hier 1272 Patienten mit schubförmiger Multiplen Sklerose zwischen 18 und 55 Jahren über einen Zeitraum von 2 Jahren untersucht. Eingeschlossen wurden Patienten, die in dem Jahr vor Studienbeginn mindestens einen Schub hatten oder in den 2 Jahren vor Studienbeginn mindestens 2 Schübe. Noch dazu mussten die Patienten einen EDSS-Score zwischen 0 und 5,5 vorweisen. In der Studie wurden die Patienten zufällig in 3 Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe bekam ein Placebo, eine Gruppe 1,25mg Fingolimod und eine Gruppe 0,5mg Fingolimod täglich.

Beobachtete Endpunkte waren die annualisierte (jährliche) Schubrate, die Zeit bis zum ersten Schub, die Zunahme der Behinderung und Nebenwirkungen.

Da nur 0,5mg Fingolimod in Deutschland zugelassen wurden, wird im Folgenden nur noch die 0,5mg-Fingolimod-Gruppe erwähnt und nur als „Fingolimod-Gruppe“ bezeichnet.

Die ursprüngliche Zulassungsstudie FREEDOMS wurde als Verlängerungsstudie nach Abschluss um weitere 2 Jahre verlängert und FREEDOMS II genannt. Sie wurde von Calabresi et. al 2014 veröffentlicht. Hier wurde 1083 (85%) derselben Patienten über weitere 2 Jahre entweder ein Placebo oder 0,5mg Fingolimod gegeben. Alle Patienten, die in der ersten Studie in der 1,25mg-Fingolimod-Gruppe waren, wurden weiter als diese Gruppe bezeichnet, bekamen in dieser Studie aber auch nur 0,5mg Fingolimod, da die höhere Dosis keinen zusätzlichen Nutzen gezeigt hatte. Endpunkte waren unter anderem die annualisierte Schubrate, die Zunahme der Behinderung und die Schubfreiheit.