Worauf muss bei der Therapie mit Azathioprin geachtet werden?

Unter welchen Umständen sollte Azathioprin nicht eingenommen werden?
In der Schwangerschaft und in der Stillzeit. Eine Verhütung wird bei Frauen und Männern bis sechs Monate nach Absetzen des Medikaments empfohlen. Die Datenlage zur Frage nach Fehlbildungen ist nicht eindeutig. Im Tierversuch wurde ein klarer Zusammenhang mit Fehlbildungen der Nachkommen gezeigt. In einer systematischen Übersicht war die Fehlbildungsrate beim Menschen nicht sicher erhöht. Bei bekannter Überempfindlichkeit auf Azathioprin sollte es nicht eingenommen werden.

Worauf ist bei Therapiebeginn zu achten?
Der Effekt von Azathioprin tritt erst nach einer Einnahme über drei bis sechs Monate auf, wenn die Substanz richtig im Stoffwechsel „eingebaut“ ist. Der Abbauprozess von Azathioprin im Körper kann zwischen Patienten sehr verschieden sein. Deshalb muss bei jedem Patienten genau auf die Dosierung und auf Blutwerte geachtet werden.

Welche Sicherheitsabstände müssen eingehalten werden?
Bei Patienten, die bereits eine Therapie erhalten haben, die das Immunsystem beeinflusst oder hemmt, müssen Sicherheitsabstände eingehalten werden. Diese richten sich nach der Wirkdauer der Medikamente. Die Wartezeit beträgt nach der Behandlung mit...

  • Fingolimod und Teriflunomid mindestens 4 Wochen.
  • Natalizumab mindestens 6-8 Wochen.
  • Azathioprin, Ciclosporin A, Cyclophosphamid, Methotrexat und Mitoxantron mindestens 2-3 Monate.
  • Cladribin mindestens 6 Monate.
  • Alemtuzumab, Ocrelizumab und Rituximab mindestens 6-12 Monate.

Bei der vorherigen Verwendung von Interferonen oder Glatirameracetat müssen, solange sich etwaige Blutbildveränderungen normalisiert haben, keine Sicherheitsabstände eingehalten werden. 

Was muss bei der Therapie kontrolliert werden?
Während der ersten 8 Wochen der Behandlung sollte mindestens einmal pro Woche ein Blutbild einschließlich Thrombozytenzählung, also eine Zählung der Blutplättchen, angefertigt werden.

Nach 8 Wochen kann die Häufigkeit der Blutuntersuchungen reduziert werden. Es wird empfohlen monatlich ein vollständiges Blutbild anzufertigen, mindestens jedoch alle 3 Monate. Das Blutbild sollte häufiger kontrolliert werden:

  • wenn hohe Dosen eingesetzt werden
  • bei älteren Patienten
  • bei Störungen der Nierenfunktion
  • bei leichten bis mäßig schweren Störungen der Leberfunktion
  • bei leichten bis mäßig schweren Störungen der Knochenmarkfunktion 
Angestrebt werden dabei folgende Werte: weiße Blutzellen (Leukozyten) 3.000 – 4.000/mcl, Lymphozyten 600 – 1.200/mcl. Bei Leukozyten unter 2500/mcl sollte die Dosis um die Hälfte reduziert werden, bei Werten unter 2.000/mcl sollte ein Therapiepause erfolgen, bis der Wert wieder über 4.000/mcl liegt.

Bei gravierenden Blutbildveränderungen und beim Auftreten schwerer Infektionen kann es notwendig sein, das Medikament abzusetzen. Zudem nimmt die Lichtempfindlichkeit der Haut unter Azathioprin zu. Solarien sollten deshalb nicht aufgesucht werden, Sonnenbaden ist nur mit gutem Lichtschutz möglich.

Wie lange wird behandelt?
Da Azathioprin weder die Erkrankung heilen noch zum Stillstand bringen kann, stellt es eine Dauertherapie dar. Bei offensichtlicher Verschlechterung der Erkrankung wie bei deutlichen Nebenwirkungen muss überlegt werden, ob das Medikament gewechselt werden soll.