Glatirameracetat - Häufig gestellte Fragen

Wirkt Glatirameracetat besser oder schlechter als andere MS-Medikamente?
Es gibt Studien, in denen Glatirameracetat direkt mit Interferon-Beta-Präparaten verglichen wurde. Ein Cochrane Review von La Mantia et. al. (2016) fasst verschiedene Studienergebnisse zusammen. Die Autoren stellen fest, dass die zwei Medikamente einen ähnlichen Effekt auf die Schubrate und die Behinderungsentwicklung haben.

Wie lange wird behandelt?
Glatirameracetat wird als Dauertherapie eingesetzt.
Nutzen und Risiko der Einnahme müssen laufend überprüft werden. Ein Abschätzen des Nutzens ist oft frühestens nach einem Jahr möglich. Als Hinweise für eine Wirksamkeit werden allgemeine Schubfreiheit und das Fehlen neuer Herde im MRT angesehen. Deshalb empfiehlt das KKNMS ein Ausgangs-MRT und ein MRT nach 6, 12 und 24 Monaten, um Nutzen und auch mögliche Risiken abzuschätzen.

Schwangerschaft und Stillzeit
Glatirameracetat kann vermutlich in der Schwangerschaft eingenommen werden. In Tierstudien wurden keine schädlichen Konsequenzen für die Nachkommen beobachtet. Die bisherigen Daten mit 20mg/ml Einnahme täglich von Glatirameracetat bei schwangeren Frauen deuten nicht auf einen Schaden für das Kind hin. Bislang liegen aber keine systematischen, große Studien vor. In den USA und UK wird GA auch in der Schwangerschaft verschrieben. Nach 20 Jahren Sammlung von Daten von über 7000 Frauen, die unter GA schwanger wurden, konnte keine erhöhten Risiken für Kind oder Mutter beobachten konnte. Eine Zulassung für GA während der Schwangerschaft in der EU ist beantragt. In Deutschland gilt aber weiterhin, dass aus Vorsichtsgründen eine Anwendung von GA während der Schwangerschaft vermieden werden sollte, es sei denn, dass der Nutzen für die Mutter das Risiko für den Fetus überwiegt.

Es ist möglich, dass GA in die Muttermilch übergeht, die Einnahme sollte also wenn möglich während der Stillzeit vermieden werden.

Impfungen
Bisher sind keine negativen Effekte auf Impferfolge bekannt. Einige wenige Daten sprechen dafür, dass Standardimpfungen unter Glatirameracetat wirksam bleiben. Empfohlen wird auch unter Glatirameracetat eine (jährliche) Grippeschutzimpfung.

Infektionen
Grundsätzlich muss Glatirameracetat beim Auftreten üblicher Infekte nicht abgesetzt werden. Bei schweren Infekten oder gehäuften Infekten, muss im Einzelfall jedoch ein Absetzen erwogen werden.

Welche Alternativen bestehen zu Glatirameracetat?
Glatirameracetat ist nur eine von verschiedenen zugelassenen MS-Therapien. Eine Übersicht finden Sie zu Anfang des Kapitels. Eine weitere Möglichkeit ist auch, (noch) keine Immuntherapie durchzuführen. Weitere Informationen dazu finden Sie in Kapitel 6 „Was erwartet mich bei Multipler Sklerose ohne Therapie?“.

Ohne Therapie folgt die MS dem natürlichen Verlauf. Wie dieser aussieht, kann man aus den Daten der Placebo-Gruppe in den Zulassungsstudien abschätzen: Über 2 Jahre blieben in der Placebo Gruppe 27 von 100 Patienten schubfrei und 72 von 100 ohne Zunahme der Behinderung.