Häufig gestellte Fragen

Hilft Azathioprin besser als Beta-Interferone bei SPMS?

Aufgrund des statistisch nicht gesicherten Ergebnisses und der unterschiedlichen Endpunkte dieser Studien lässt sich der Therapieeffekt nicht sicher mit denen anderer Therapieformen vergleichen. Dennoch entspricht der Effekt im EDSS (Therapiegruppe am Studienende 0,36 Punkte niedriger im EDSS als Placebo) dem Effekt der Beta-Interferon-Therapie.

Was passiert, wenn man kein Azathioprin nimmt?

Wenn keine Behandlung erfolgt, sollten andere Therapiealternativen überlegt werden. Ohne Behandlung folgt die Erkrankung dem natürlichen Verlauf. Dabei ist dieser Verlauf ohne Therapie wie auch mit Azathioprin individuell sehr verschieden und schwer vorherzusagen.

Besteht ein erhöhtes Krebsrisiko unter Azathioprin?

Bislang konnte eine Erhöhung des Krebsrisikos nicht sicher belegt werden. Nach zehn Jahren Therapie könnte es erhöht sein.[25][26] Der Wirkmechanismus des Azathioprins lässt diese Vermutung plausibel erscheinen.

Wie ist die Lebensqualität unter Azathioprin?

Die Nebenwirkungen und die regelmäßig notwendigen Blutabnahmen können sich nachteilig auf die Lebensqualität auswirken.

Wann darf Azathioprin nicht genommen werden?

In der Schwangerschaft und in der Stillzeit. Eine Verhütung wird bei Frauen und Männern bis sechs Monate nach Absetzen des Medikaments empfohlen. Die Datenlage zur Frage nach Fehlbildungen ist uneindeutig. Im Tierversuch wurde ein klarer Zusammenhang mit Fehlbildungen der Nachkommen gezeigt. In einer systematischen Übersicht war die Fehlbildungsrate beim Menschen nicht sicher erhöht.[27] Bei bekannter Überempfindlichkeit auf Azathioprin sollte es nicht eingenommen werden.

Was muss unter der Therapie beachtet werden?

Es sollten monatlich Blutwertkontrollen (Blutbild) durchgeführt werden. Die Lichtempfindlichkeit der Haut nimmt unter Azathioprin zu. Sonnenbaden ist nur mit gutem Lichtschutz möglich, weshalb Solarien nicht besucht werden sollten. Bei einer niedrigen Anzahl von Blutzellen oder bei Infekten kann es notwendig sein, das Medikament abzusetzen bzw. die Dosis zu verringern.

Überdosierungen

Infektionen unklarer Herkunft, Wunden im Rachenraum, blaue Flecken und Blutungen sind die häufigsten Zeichen einer Überdosierung mit Azathioprin, bedingt durch eine Knochenmarkshemmung (Glossar), die neun bis 14 Tage nach Therapiebeginn am stärksten ausgeprägt ist. Diese tritt häufiger nach einer langdauernden Überdosierung als nach einer einmaligen Überdosis auf. Bei einer Überdosis werden die aufgetretenen Symptome behandelt, möglicherweise wird eine Magenspülung notwendig.

Kombination mit anderen Medikamenten

Allopurinol (Gichtmittel), Marcumar (Gerinnungsmittel) und bestimmte Narkosemittel sollen nicht zusammen mit Azathioprin gegeben werden. Impfungen mit Lebendimpfstoffen, also abgeschwächten Bakterien oder Viren, können bei der Therapie mit Azathioprin zu unvorhergesehenen Risiken führen und sollten deshalb vermieden werden.

Wie erfolgt die Medikamentengabe?

Begonnen wird meist mit einer Dosis von 150 mg Azathioprin täglich. Eingenommen wird das Medikament in zwei bis drei Dosen pro Tag, einschleichend mit 50 mg beginnend. Anfangs sollten die Blutwerte alle ein bis zwei Wochen kontrolliert werden, ab dem dritten Monat monatlich. Angestrebt werden dabei folgende Werte: weiße Blutzellen (Leukozyten, Glossar) 3.000 – 4.000/mcl, Lymphozyten 600 – 1.200/mcl. Bei Leukozyten unter 2500/mcl sollte die Dosis um die Hälfte reduziert werden, bei Werten unter 2.000/mcl sollte ein Therapiepause erfolgen bis der Wert wieder über 4.000/mcl liegt.

Wann setzt die Wirkung ein?

Eine Wirkung auf die Immunzellen ist acht bis 12 Wochen nach Therapiebeginn zu erwarten.

Was passiert, wenn man das Medikament absetzt?

Hierzu liegen derzeit keine aussagekräftigen systematischen Untersuchungen vor.

Wie lange kann man und wie lange muss man das Medikament nehmen?

Da Azathioprin weder die Erkrankung heilen noch zum Stillstand bringen kann, stellt es eine Dauertherapie dar. Bei offensichtlicher Verschlechterung der Erkrankung sowie bei deutlichen Nebenwirkungen sollte über ein Absetzen des Medikaments bzw. ein Medikationswechsel nachgedacht werden.