Koordinationsstörungen, Gleichgewichtsstörungen und Schwindel

Unter Koordination versteht man das Zusammenspiel aller Nervenbahnen, um dem Körper zu ermöglichen, geordnete, fein dosierte und zielgerichtete Bewegungen auszuführen. Man kann die Koordination der Feinmotorik (Hände, Lippen, Zunge), der Zielmotorik (Arme, Beine), der Rumpfmotorik (Stand, Gang) und der Augenbewegungen voneinander unterscheiden.

Betroffene beschreiben ihre Beschwerden jedoch im Allgemeinen nicht als Koordinationsstörungen, sondern als Gleichgewichtsprobleme, Gangstörungen, Schwindel, oder - sollten die Augen betroffen sein - als Sehstörungen.

Für die behandelnden Ärzte stellt sich deshalb zunächst die Frage, die Beschwerden durch genauere Befragung und Untersuchung von anderen Ursachen abzugrenzen, die ebenfalls solche Symptome hervorrufen könnten. So können Gleichgewichtsprobleme und Schwindel auch vom Innenohr verursacht sein und müssen auch nicht notwendigerweise mit der Multiplen Sklerose zusammen hängen.

Handelt es sich um Koordinationsstörungen, dann kann der Empfang von Reizen, die dem Gehirn mitteilen, in welcher Haltung sich der Körper gerade befindet, aus dem Körper gestört sein. Dies wäre eine Störung der Tiefensensibilität. Die Ursache kann aber auch im Kleinhirn oder im Hirnstamm liegen, die für die Muskelkoordination im engeren Sinn zuständig sind.

Bei Störungen der Tiefensensibilität sind die Beschwerden weniger stark ausgeprägt, wenn die Augen geöffnet sind, weil das fehlende Gefühl durch das Sehen ausgeglichen werden kann und stärker werden, wenn die Augen geschlossen werden. Die Kleinhirn-bedingten Koordinationsstörungen sind mit offenen oder geschlossenen Augen gleichermaßen vorhanden.

Eine Kleinhirnstörung tritt bei Gesunden auch bei zu hohem Alkoholgenuss auf, deshalb sind MS-Betroffene leider häufig dem Vorurteil ausgesetzt, betrunken zu sein.

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