Therapie der Erstmanifestation
Viele Neurologen empfehlen ihren neudiagnostizierten Patienten die Behandlung der (wahrscheinlich) schubförmigen Multiplen Sklerose ab der Erstmanifestation [2].
Die Therapie ab der Erstmanifestation wurde sowohl für Interferone als auch für Copaxone® untersucht. Dabei können Interferone einen zweiten Schub der Erkrankung bei 16 von 100 Patienten über 2 Jahre verhindern, Copaxone® hingegen bei 18 von 100 Patienten. Der langfristige Nutzen der Therapie ab der Erstmanifestation ist dabei nicht bekannt. Copaxone® ist derzeit nicht für die Therapie der Erstmanifestation in Deutschland zugelassen.
Wirkungsvergleich der zugelassenen Immunmedikamente zur Therapie ab der Erstmanifestation
Wirkstoff (Handelsname) | Patienten ohne Zunahme der Beeinträchtigung | Patienten mit Schubfreiheit |
---|---|---|
Im Vergleich zu Placebo | ||
Beta-Interferon (z.B. Betaferon®, Avonex®, Rebif®) |
keine signifikante Veränderung der Beeinträchtigung | |
Glatirameracetat (Copaxone®) | Es liegen keine Daten vor. |
Wirkungsvergleich der zugelassenen Immunmedikamente
In der Tabelle im Kapitel Therapie der schubförmigen MS sind Wirkstoffe zur Behandlung der schubförmigen MS im direkten Vergleich gegenübergestellt.
Der Vergleich ähnelt sehr dem Vergleich auf der Hauptseite, mit dem Unterschied, dass zusätzlich die Konfidenzintervalle mit angegeben sind. Konfidenzintervalle ermöglichen die Verlässlichkeit medizinischer Studienergebnisse besser einzuschätzen. Zusätzlich gibt es auf der Hauptseite einen Vergleich von Beta-Interferon und Glatimerazetat zur Therapie der Erstmanifestation.
Häufig gestellte Fragen
Was passiert, wenn keine Frühtherapie erfolgt?
Systematische Daten für die Möglichkeit, keine Therapie zu beginnen gibt es nicht. Allerdings lassen sich aus den Placebogruppen der Therapiestudien Rückschlüsse auf den natürlichen Verlauf ziehen. Dabei zeigt sich in den Interferontherapiestudien, dass 42 von 100 Patienten ohne Therapie innerhalb von zwei Jahren einen zweiten Schub erleiden. Sehr ähnliche Daten zeigten sich in einer Frühtherapiestudie mit Copaxone®:
Wie früh muss man behandeln?
Auch wenn es theoretisch einleuchtend ist, dass eine Therapie den Verlauf am besten beeinflusst, wenn sie sehr früh beginnt, so ist diese Frage aus den vorliegenden Daten nicht einfach zu beantworten. Zwar haben die Frühtherapiestudien gezeigt, dass ein Therapiebeginn nach Verdachtsdiagnosestellung einen zweiten Schub hinauszögern kann. Die Verlaufsdaten bis zu acht Jahren zeigen aber keinen Vorteil für die bleibende Beeinträchtigung bei denen, die direkt behandelt wurden gegenüber denen, die erst zwei Jahre später therapiert wurden.
Kernspin bei Erstmanifestation und Prognose
Der Befund des Kernspins zum Zeitpunkt der Erstmanifestation hat möglicherweise prognostische Bedeutung. Hierzu liegt aber nur eine Verlaufsstudie mit Daten von 107 Patienten über 20 Jahre vor.[8] Lesen Sie weiter...
Einzelnachweise