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Kortison ist der üblicherweise benutzte Begriff für eine Gruppe von körpereigenen Hormonen. Dieser Begriff wird auch für die Gruppe der künstlich hergestellten (synthetischen) Kortisonpräparate benutzt, die zur Therapie verschiedener Krankheiten eingesetzt werden. Die wichtigsten Wirkstoffe sind Prednison (z.B. Decortin®), Prednisolon (z.B. Decortin H®), Methylprednisolon (z.B. Urbason ®), Dexamethason (z.B. Fortecortin ®), sowie Cortisol (z.B. Hydrocortison ®) (siehe Tabelle weiter unten).

Normale Kortisonwirkung

Kortison ist im Organismus unabdingbar und hat zwei wesentliche Aufgaben:

  1. Hormon für das Leben
  2. Hormon für den Stress

Kortison ist dauernd erforderlich für eine normale Funktion aller Zellen. Kortison sorgt dafür, dass der Körper auf Verletzungen, Infektionen und Ähnliches angemessen reagieren kann.[1]

Vereinfachter Verlauf der Kortisonausschüttung

Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) produziert ständig und bei besonderem Bedarf (zum Beispiel Stress) ein Hormon, das ACTH. Dieses regt die Nebennierenrinde an, Kortison und andere Hormone auszuschütten. Das ACTH und damit auch das Kortison werden in einem bestimmten Tagesrhythmus ausgeschüttet, den man als zirkadianen Rhythmus bezeichnet. Der Höhepunkt der Kortisonkonzentration im Blut ist normalerweise zwischen 8 und 10 Uhr vormittags.

Wirkung von Kortisontherapien

Die Kortisontherapie macht sich die Wirkung des Kortisons als „Hormon für den Stress“ zunutze. Es werden also stets Dosierungen verabreicht, welche die normale Tagesproduktion übersteigen. Dies ist der Grund dafür, dass es bei diesem körpereigenen Stoff überhaupt zu typischen Nebenwirkungen kommen kann. Bereits nach den ersten Therapien mit ACTH und Kortison war bekannt, dass es bei längerer Gabe regelmäßig zu diesen unerwünschten Wirkungen kommt. Dies sind vor allem eine Wasseransammlung im Körper und der Verlust von Mineralstoffen. Seit 1955 gelang die Entwicklung von Wirkstoffen wie Prednison, Prednisolon sowie Methylprednisolon, bei denen diese Nebenwirkungen in deutlich geringerem Ausmaß auftreten.

Wirkungsweise von Kortison bei akuten Schüben der MS

Der genaue Wirkmechanismus von Kortison beim akuten Schub der MS ist nicht vollständig geklärt. Kortisonpräparate sind die am stärksten entzündungshemmend und antiallergisch wirkenden Medikamente. Die Vielzahl der Wirkmechanismen gibt immer noch Rätsel auf. Im Folgenden werden vier wahrscheinlich wichtige Wirkmechanismen genannt.

Wirkmechanismen von Kortison bei MS (stark vereinfacht):

  • Bildung entzündungshemmender Stoffe
  • Hemmung von Botenstoffen und Blutzellen (Daraus folgt eine Veränderung der Aktivität des Immunsystems im Sinne einer Hemmung spezieller entzündlicher Immunreaktionen.)
  • Allgemeine Entzündungsreaktionen werden eher unterstützt, allergische Reaktionen gehemmt.
  • Verhinderung des Eindringens von Zellen und Blutbestandteilen in das Gehirn (Daraus folgt unter anderem eine Verminderung der Zerstörung von Nervenhüllen.)
  • Vermehrter Untergang von Abwehrzellen, auch Apoptose genannt.