Im Glossar finden Sie unter "Allgemeines zu Wirkungen und Nebenwirkungen von MS-Medikamenten" eine allgemeine Einführung in die Thematik, welche Ihnen helfen kann, die nachfolgenden Informationen zur Wirkung von Teriflunomid besser zu verstehen.
Die folgenden Daten entstammen dem European Public Assessment Report (EPAR), also dem „Europäischen Öffentlichen Beurteilungsbericht“ der europäischen Zulassungsbehörde (EMA).
1. Wirkung auf die Schubfreiheit
Die Grafik am Kapitelanfang zeigt, wie viele Patienten nach zwei Jahren Therapie mit Teriflunomid bzw. Einnahme von Placebos noch schubfrei waren. Daraus kann man den absoluten Nutzen (absolute Risikoreduktion) und den relativen Nutzen (relative Risikoreduktion) berechnen.
Hier wird die Anzahl der Patienten mit Schüben beschrieben. Um Studienergebnisse mit unterschiedlichen Teilnehmerzahlen besser vergleichen zu können, werden die Ergebnisse bezogen auf 100 Patienten dargestellt:
Der tatsächliche Therapieeffekt zeigt sich, wenn man die Anzahl von Patienten mit Schüben unter Teriflunomid (46) von denen mit Schüben unter Placebo (57) abzieht. Hier profitieren 57 – 46, also 11 von 100 Patienten von der Therapie.
- 11 von 100 Patienten haben einen Nutzen von der Therapie.
- 43 von 100 Patienten profitieren nicht von der Therapie, da sie trotz der Einnahme von Teriflunomid einen Schub hatten.
- 46 von 100 Patienten profitieren nicht, da sie auch ohne Teriflunomid schubfrei geblieben sind
2. Wirkung auf die Anzahl der Schübe pro Jahr
Die jährliche Schubrate zeigt, wie viele Schübe durchschnittlich pro Jahr pro Patient auftraten. Sie lag in der Placebo-Gruppe bei 0,53 Schüben gegenüber 0,35 in der Teriflunomid-Gruppe.
Etwas verständlicher ausgedrückt: Die Patienten in der Placebo-Gruppe haben im Durchschnitt ungefähr alle 2 Jahre einen Schub, die Patienten in der Teriflunomid-Gruppe nur etwa alle 3 Jahre.
3. Wirkung auf die Zunahme der Behinderung
Die Zunahme der Behinderung wurde in den oben beschriebenen Zulassungsstudien mit Hilfe des EDSS gemessen, einer Behinderungsskala von 0 bis 10 (wobei 0 keiner Behinderung entspricht). Die Grafik am Kapitelanfang zeigt, wie viele Patienten nach einer zweijährigen Therapie mit Teriflunomid bzw. zweijähriger Einnahme von Placebos keine Zunahme der Behinderung hatten. Dargestellt sind wieder der absolute Nutzen (absolute Risikoreduktion) und der relative Nutzen (relative Risikoreduktion).
Im Glossar finden Sie Angaben zum Nutzen von Medikamenten bei anderen Erkrankungen. So bekommen Sie einen Eindruck davon, wie groß die Therapieeffekte bei MS im Vergleich zu denen bei anderen Krankheiten sind.
Im Folgenden wird die Entwicklung der Behinderung in zwei Jahren beschrieben, jeweils bezogen auf 100 Patienten:
- 18 von 100 Patienten haben trotz der Teriflunomid-Therapie eine Zunahme der Behinderung.
- 77 von 100 Patienten profitieren nicht von der Therapie, sie haben unabhängig von der Therapie keine Zunahme der Behinderung.
- 7 von 100 Patienten haben durch die Einnahme von Teriflunomid keine Zunahme der Behinderung
Der tatsächliche Therapieeffekt zeigt sich, wenn man die Anzahl von Patienten mit einer Behinderungszunahme unter Teriflunomid (18) von denen mit Placebo (23) abzieht. Hier profitieren 25 - 18, also 7 von 100 Patienten von der Therapie.
4. Wirkung auf die MRT/das Kernspin in zwei Jahren
In der MRT treten Kontrastmittelanreicherungen und sogenannte T2-Herde auf, die als Ausdruck der Entzündung bei MS betrachtet werden. Dabei können Herde größer werden oder ganz neu auftreten.
In der TEMSO-Studie[52] wurde nicht die Anzahl der T2-Herde berichtet, sondern die Veränderung ihres Volumens. Das heißt, es wurde berechnet, wie viel Raum die T2-Herde einnehmen. Dies wird in Millilitern (ml) angegeben. Hier zeigte sich in der Placebo-Gruppe innerhalb von zwei Jahren eine Zunahme des T2-Volumens von 1,67 ml gegenüber einer Zunahme von 0,39 ml in der Teriflunomid-Gruppe.
Im Glossar finden Sie Daten zu dem Anteil der Patienten, bei denen es über 2 Jahre keine Anzeichen einer Krankheitsaktivität gab (NEDA - no evidence of disease activity).
Zulassungsstudien
Die Wirkung von Teriflunomid auf die Schubrate und die Zunahme der Behinderung wurde in zwei Zulassungsstudien (TEMSO[52] und TOWER[53]) geprüft. Die Ergebnisse wurden 2011 bzw. 2014 veröffentlicht.
- TEMSO (Randomized Trial of Oral Teriflunomide for Relapsing Multiple Sclerosis: Teriflunomide Multiple Sclerosis Oral Trial): 1.088 Patienten wurden zufällig in drei Gruppen eingeteilt und über zwei Jahre hinweg mit einem Placebo, 7 mg Teriflunomid oder 14 mg Teriflunomid behandelt.
- TOWER (Oral teriflunomide for patients with relapsing multiple sclerosis: a randomised, double-blind, placebo controlled phase 3 trial): 1.169 Patienten wurden behandelt, von denen ebenso eine Gruppe einen Placebo, eine 7 mg und eine 14 mg Teriflunomid erhielt.
Insgesamt wurden also 2.257 Patienten mit schubförmiger MS über einen Zeitraum von ca. zwei Jahren untersucht, die währenddessen entweder mit Placebo oder mit Teriflunomid behandelt wurden. In die Studien eingeschlossen wurden Patienten mit mindestens zwei Schüben in den letzten zwei Jahren oder mindestens einem Schub im Jahr vor Studienbeginn. Im Folgenden stellen wir die Ergebnisse einer zusammenfassenden Analyse (Metaanalyse) der europäischen Zulassungsbehörden beider Studien dar. Zu MRT-Untersuchen liegen nur Daten aus der TEMSO-Studie vor, da in TOWER keine MRT-Untersuchungen durchgeführt wurden. Die „gepoolte“ (zusammenfassende Analyse) der Daten zu Nebenwirkungen entstammt dem Europäischen Öffentlichen Beurteilungsbericht“ (EPAR) der europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA).
Insgesamt zeigten beide Studien eine signifikant größere Wirksamkeit von Teriflunomid gegenüber einer Placebo-Gabe. Die niedrigere Dosis (7 mg) war weniger wirksam in Bezug auf die Zunahme der Beeinträchtigung. Wir stellen im Folgenden nur die Ergebnisse der höheren Dosierung (14 mg) vor, die auch in der EU zugelassen ist. Da die Resultate der beiden Studien sehr ähnlich ausfielen, entstammen die hier aufgeführten Daten aus der zusammenfassenden Analyse Analyse der EMA.
Es wurde noch eine weitere Studie durchgeführt (TENERE), bei der Teriflunomid mit Interferon-beta 1 a (Rebif® 44 ug) verglichen wurde. Aufgrund des Studiendesigns, z.B. der kurzen Dauer, ist die Aussagekraft dieser Studie jedoch beschränkt. Teriflunomid scheint in der Wirksamkeit auf die Schubfreiheit über ein Jahr vergleichbar mit Rebif zu sein.