Kernspin bei Erstmanifestation und Prognose

Der Befund des Kernspins zum Zeitpunkt der Erstmanifestation hat möglicherweise prognostische Bedeutung. Hierzu liegt aber nur eine Verlaufsstudie mit Daten von 107 Patienten über 20 Jahre vor.[24]

Aus der Verlaufsstudie[25] mit 107 Patienten über 20 Jahre gehen folgende Daten hervor:

  • Fast die Hälfte der Patienten (45%) mit mehr als 10 Herden im ersten Kernspin kann nach 20 Jahren weniger als 100m weit gehen.
  • Ein Drittel der Patienten mit drei oder weniger Herden im ersten Kernspin hat eine deutliche bleibende Beeinträchtigung (EDSS > 3 nach 20 Jahren).
  • 80% der Patienten mit typischen Beschwerden aber ohne Kernspinherde haben auch nach 20 Jahren keine sichere MS
  • 40% hatten auch nach 20 Jahren einen gutartigen Verlauf (EDSS < 3)
  • Die Zunahme des Volumens aller Herde in den ersten fünf Jahren hatte die größte Vorhersagekraft für die Entwicklung eines sekundär- chronischen Verlaufs.


Einschränkend muss erwähnt werden, dass von den ursprünglich eingeschlossenen 109 Patienten nur 77 über 20 Jahre weiterverfolgt werden konnten, was aus den anderen wurde, wird nicht aufgeschlüsselt. Damit wird deutlich, dass die Anzahl von Herden im Kernspin eine Bedeutung für die Entwicklung eines zweiten Schubs und damit einer sicheren MS haben könnte.

Die Studien zur Erstmanifestation haben die Erkenntnisse über die Aussagekraft von Kernspinveränderungen für die weitere Krankheitsaktivität relativiert. Hier zeigte sich nämlich, dass die Anzahl von Entzündungsherden keinen klaren Hinweis auf die weitere Krankheitsaktivität gibt. In der Avonex®- und Rebif®-Studie ergab sich dazu:

  • Die Wahrscheinlichkeit, einen zweiten Schub zu erleiden, war in der CHAMPS- und der ETOMS-Studie unabhängig von der Anzahl der Entzündungsherde.
  • In der CHAMPS-Studie war der Nachweis von Kontrastmittelanreicherungen, die auch nach Kortisontherapie bestehen blieben, mit einem erhöhten Risiko verbunden, einen zweiten Schub erleiden zu können, d.h. konnte ein "resistenter" Schub im Kernspin nachgewiesen werden, stieg das Risiko auch weitere Schübe zu bekommen.[26]
  • In der ETOMS-Studie hatten 47% der Patienten mit ursprünglich mehr als neun Herden innerhalb von zwei Jahren einen zweiten Schub gegenüber 24% der Patienten mit weniger als neun Herden. Allerdings gab es insgesamt nur 17 von 309 Patienten, die weniger als neun Herde hatten, was die Bedeutung dieses Unterschieds unsicher macht.[27]
  • Für die BENEFIT-Studie liegen diese Analysedaten nicht vor.[28]