Cyclophosphamid
Studien
Eine Wirkung von Cyclophosphamid (Endoxan®) bei der SPMS konnte bislang nicht sicher nachgewiesen werden. Offen ist, ob Cyclophosphamid hilft, wenn andere MS-Therapien versagt haben. Da eine Therapie jedoch im Stufentherapiekonzept der MSTKG empfohlen wird, werden die Ergebnisse der Studien ausführlich dargestellt. Eine Metanalyse[29] fasst die Ergebnisse der Cyclophosphmidstudien zusammen. Dabei finden sich nur aus zwei Studien[30][31] mit 112 Patienten Daten zum Anteil der Pateinten mit Zunahme der Beeinträchtigung nach zwei Jahren. Eine definitive Schlussfolgerung zur Wirksamkeit kann aus den vorhandenen Daten nicht gezogen werden.
Wirkungen
Eine Zunahme der Beeinträchtigung im EDSS nach 24 Monaten hatten 60% (33 von 55) in der Kontrollgruppe und 58% (33 von 57) der mit Cyclophosphamid-Behandelten. Damit hatten 2 von 100 Patienten therapiebedingt eine geringere Zunahme der Beeinträchtigung. Dazu passend war der mittlere EDSS in der behandelten Gruppe schlechter.
Nebenwirkungen
Hier werden zum einen die Daten nach einmaliger Gabe des Cyclophosphamids[32] aber auch die Folgen einer fortgesetzten Therapie im zweimonatigen Rhythmus[33] dargestellt.
Übelkeit und Erbrechen
Nur in der Weiner-Studie[33] wird bei 16 von insgesamt 127 Patienten der Dauertherapie von wiederholtem schweren Erbrechen berichtet. Ein Drittel aller Patienten litt unter Übelkeit.
Haarverlust
In der kanadischen Studie hatten alle der 112 behandelten Patienten, die mehr als 2g Cyclophosphamid bekamen, schweren Haarausfall, allerdings auch 16% (9 von 56) der mit Placebo behandelten Patienten. In der Weiner-Studie[33] hatten alle Patienten zu Beginn der Therapie einen kompletten Haarausfall. Der weitere Verlauf wird nicht berichtet.
Zyklusstörungen
Bei 42% der Frauen unter Cyclophosphamid blieb in der kanadischen Studie[32] die Regelblutung aus (bei 24% anhaltend) im Vergleich zu 11% unter Placebo (7% anhaltend). In der Weiner-Studie wird bei 50% der Frauen von Zyklusstörungen berichtet.
Blasenentzündungen
Aufgrund des blasenschädigenden Effektes der Abbauprodukte des Cyclophosphamids kann es zu einer blutigen Blasenentzündung kommen (der so genannten hämorraghischen Zystitis). Aus Studien in der Krebstherapie ist bekannt, dass bis zu 40% der Behandelten betroffen sein können. Die Gabe eines schützenden Medikaments (Mesna) kann die Nebenwirkung reduzieren.
Blutwertveränderungen
Bei 80% der Behandelten in der kanadischen Studie sank die Zahl der weißen Blutzellen unter den kritischen Schwellenwert von 2.000/μl. In der Weiner-Studie[33] wird für 11% der Behandelten das gemeinsame Auftreten von Fieber und niedrigen Werten der weißen Blutzellen (weniger als 700/μl) beschrieben.
Schwere Nebenwirkungen
Als schwere Nebenwirkungen traten in derkanadischen Studie auf: zwei blutige Blasenentzündungen sowie drei Blutvergiftungen. In der Weiner-Studie kam es zu 14 Blasenentzündungen. Drei Patienten hatten blutigen Urin, ein Patient Wunden im Rachenraum, ein weiterer eine Speiseröhrenentzündung.
Schwächen der Studien
Setzt man eine langfristige Immuntherapie mit regelmäßigen Medikamentengaben als Standard fest, so kann letztendlich nur die Weiner-Studie[33] zur Beurteilung herangezogen werden. Hier zeigte sich kein langfristiger Effekt auf die Beeinträchtigung. Ferner ist völlig offen, ob Cyclophosphamid wirkt, nachdem andere Therapien versagt haben.
Häufig gestellte Fragen zur Cyclophosphamidtherapie bei SPMS
Besteht ein erhöhtes Krebsrisiko unter Cyclophosphamid?
Aufgrund des Wirkmechanismus’ ist Cyclophosphamid als stark krebserregend einzuschätzen. Sowohl aus Tierversuchen als auch aus Untersuchungen von behandelten Patienten weiß man, dass die Substanz auch nach vielen Jahren noch Krebs auslösen kann. Insbesondere Blasenkrebs tritt gehäuft auf.
Wann darf Cyclophosphamid nicht genommen werden?
In der Schwangerschaft und in der Stillzeit. Eine Verhütung für Männer und Frauen wird für einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten nach Absetzen des Medikaments empfohlen. Auch bei akuten Infektionen darf Cyclophosphamid nicht genommen werden.
Wie sollte Cyclophosphamid gegeben werden?
Da nahezu jede Studie eine andere Dosierung untersuchte, kann hier keine generelle Empfehlung gegeben werden. Insgesamt ist davon auszugehen, dass das Medikament je nach Dosierung alle vier bis acht Wochen als Infusion gegeben werden muss, um einen anhaltenden Effekt sicherzustellen.