Alternative, komplementäre und Nahrungsergänzungstherapien
Keine Studie hat bislang eine klare Evidenz für eine der so genannten Alternativtherapien gezeigt. Es gibt einigen Anhalt für einen Effekt der Linolensäuregabe, weshalb diese auch bei den Therapiemöglichkeiten der einzelnen Verlaufsformen Erwähnung findet.
Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass eine große Diskrepanz zwischen der Anwendung von Alternativtherapien und ihrer wissenschaftlichen Fundierung besteht. Im Folgenden sollen kurz die Ansätze, für die zumindest einige Daten vorliegen, referiert werden.
Vitamin C, Vitamin A, Selen
Als Antioxidantien könnten diese Substanzen einen Effekt bei MS haben. Klinische Studien liegen derzeit jedoch nicht vor, nur einige Hinweise aus Tierversuchen.
Vitamin D
Vitamin D wirkt möglicherweise immunmodulierend (Glossar). In Tierversuchen gibt es Hinweise für einen Nutzen bei einer der MS ähnlichen Erkrankung. Klinische Studien stehen aus. Eine neue Untersuchung bei 200.000 Krankenschwestern in den USA zeigt, dass die Einnahme von Vitamin-D möglicherweise vor der Entwicklung einer MS schützt.[24] Ob auch eine therapeutische Wirksamkeit besteht, muss offen bleiben.
Enzymtherapie
Siehe Enzymtherapie unter Therapie ohne Wirksamkeitsnachweis
Fischöl
Siehe oben
Sauerstoffüberdrucktherapie
Sauerstoffüberdrucktherapie ist in verschiedenen Studien untersucht worden. Eine Metaanalyse[25] hat die Ergebnisse zusammengefasst. Ein langfristiger Nutzen kann hier nicht nachgewiesen werden. Im Gegenteil zeigt die größte kontrollierte Studie[26] sogar einen eher negativen Einfluss auf die Leitungsfähigkeit des Sehnervs.
Feldenkrais und Massage
Diese (physiotherapeutischen) Methoden wirken sich positiv auf depressive Verstimmung, Ängstlichkeit und vermindertes Selbstwertgefühl aus.[27] Hinweise für eine positive Beeinflussung des Erkrankungsverlaufs liegen derzeit nicht vor.
Magnetfeldtherapie, Fußreflexzonenmassage und Neuraltherapie
Diese Methoden scheinen Symptome wie Spastik und Blasenstörungen kurzzeitig positiv zu beeinflussen.[27] Hinweise für eine Beeinflussung des Erkrankungsverlaufs gibt es nicht.
Cannabis
Nachdem einige kleine Untersuchungen widersprüchliche Ergebnisse erbracht hatten, zeigte eine Doppelblindstudie (Glossar) mit insgesamt 667 Patienten, dass Cannabis die subjektive Beeinträchtigung durch Spastik und Schmerzen mindert. In objektiven Messungen der Spastik konnte jedoch keine Verbesserung belegt werden.[28] Hinweise für eine Beeinflussung des Erkrankungsverlaufs gibt es nicht.
Yoga
Eine Studie zeigte bei 57 Patienten, die über sechs Monate an einer Yoga-Therapie teilnahmen, eine Besserung von MS-bedingter Müdigkeit, aber keine Veränderung in anderen Bereichen der Lebensqualität, der Stimmung oder geistiger Funktionen.[29]
Olivenöl
Inhaltssubstanzen des Olivenöls könnten antientzündliche aber auch nervenschützende Wirkungen bei MS haben. Dies ist bislang nur im Tierversuch belegt.
Sport
Bislang gibt es kaum Untersuchungen zu den biologischen Wirkungen von Sport bei MS. Ein Nutzen auf Lebensqualität und einzelne Beschwerden ist in einer Metaanalyse belegt.[30] Aus Untersuchungen zu Sport und Immunsystem und Untersuchungen mit alten Menschen finden sich jedoch Hinweise, dass Sport sowohl das Immunsystem moduliert als auch möglicherweise Reparatur im Nervensystem fördert.
Stressmanagement
Lange besteht eine wissenschaftliche Diskussion, ob Stressbelastungen den Ausbruch einer MS als auch das Auftreten von Schüben der Erkrankung mit beeinflussen. Eine Metaanalyse[31] kommt zu dem Schluss, dass die Mehrzahl der Studien für einen solchen Zusammenhang spricht. Insofern erscheinen Stressmanagement und Bearbeitung psychischer Belastungen sinnvoll, wenngleich bislang keine Studie den möglichen positiven Effekt solcher Maßnahmen auf den Verlauf untersucht hat.