Beschwerden bei Multipler Sklerose

„Krankheit der 1000 Gesichter“ - so wird die MS gerne genannt. Damit ist es bei gesicherter Diagnose oft sehr schwer zu entscheiden, ob eine neue Beschwerde mit der MS zusammenhängt oder nicht. Grundsätzlich können sehr verschiedene Beschwerden auftreten. Dies sind vor allem: Schleiersehen, Doppeltsehen (Doppelbilder), Missempfindungen, Lähmungen, Ermüdbarkeit, Konzentrationsstörungen, Blasenstörungen, Koordinationsstörungen und Schwindel (siehe Abbildung).

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Abb.: Häufige Symptome der MS[5][6]


Was sind typische Erstmanifestationen bzw. klinisch isolierte Syndrome?

Es gibt typische Beschwerden zu Beginn, ganz wesentlich lassen sich drei Formen unterscheiden:

  • Sehnerventzündungen (oder Optikusneuritis bzw. Retrobulbärneuritis) Typisch sind hier Augenbewegungsschmerz, Farbsehstörung, Schleiersehen, evtl. auch blinde Flecken. Dabei lassen sich am Auge oft keine Auffälligkeiten nachweisen, allenfalls beim Eintritt des Sehnerven in den Augapfel („Der Patient sieht nichts und der Arzt auch nicht.“). Sichern lässt sich eine Störung des Sehnervs, z.B. durch eine Messung der Leitungszeit mittels „visuell evozierter Potentiale (VEP)“.
  • Rückenmarksentzündung (oder Myelitis) Typisch sind hier Missempfindungen, Ermüdbarkeit beim Gehen, Taubheitsgefühl ab dem Brustkorb oder Bauch abwärts, sowie Probleme beim Wasserlassen, selten auch beim Stuhlgang. Oft besteht Harndrang und das Gefühl „sich beeilen zu müssen“. Manchmal findet sich lediglich das sogenannte „Lhermitte Zeichen“: Patienten berichten hierbei, dass es bei Kopfdrehungen oder Vorneigen zu elektrisierenden Missempfindungen in Armen und Beinen, evtl. auch entlang der Wirbelsäule kommt. Diese Beschwerden sind im jungen Lebensalter nahezu beweisend für eine Rückenmarksentzündung im Halsbereich.
  • Hirnstammsyndrom Der Hirnstamm liegt zwischen Gehirn und Rückenmark. Entzündungsherde an dieser Stelle können u.a. Schwindel, Doppelbilder, Taubheit im Gesicht und Sprechstörungen machen.

Klinisch isoliertes Syndrom (CIS)

Treten diese Beschwerden im Alter von 15- 50 Jahren erstmalig auf, so werden sie als klinisch isoliertes Syndrom (CIS; englisch) umschrieben und sind hoch verdächtig für einen entzündlichen Prozess im Nervensystem. CIS meint dabei aber nicht eine Frühform der MS, da über weitere Befunde keine Aussage gemacht wird. Gemeint sind lediglich MS-verdächtige Beschwerden.